Mo, 24.09.07

New CD out!

Mit »Songs from the Present« erleben wir Peter Waters und Michael Neff als instrumentale Geschichtenerzähler. Allein schon die Titelwahl weist auf ein Kaleidoskop hin, in dem sich individuelle und universelle Anekdoten, Makro- und Weitwinkel-Einstellungen in schneller Folge mischen. Mit Spielfreude und einer Virtuosität, welche die Möglichkeiten ihrer Instrumente voll ausschöpft, zitieren sie aus der musikalischen Erinnerung ihrer Generation, erzählen von individuellen Begegnungen, Landschaftsidylle und Weltpolitik. »Songs from the Present« ist alles andere als schönfärberische Klangmalerei. In einer Zeit, wo von Jazz und Weltmusik zunehmend »Easy Listening« gefordert wird, eröffnen uns Peter Waters und Michael Neff eine Welt, die alle Facetten mit einschliesst.
Es mag eine Binsenwahrheit sein, dass das Weiche nur im Vorhandensein des Kantigen klar hervortritt und Idylle und Harmonie nur in einem ganzheitlichen Bild ihre Kraft entfalten können. Doch genau das erleben wir in »Songs from the
present«. Der Titel verweist auch auf die zahlreichen Fremdkompositionen, die
sich wie ein roter Faden durch dieses Album ziehen. Sie stammen unter anderem von Eros Ramazzotti (»Dolce Barbara« und »Sta passando novembre«), Lennon/McCartney (»Michelle«), Carlos Santana (»Europa«), Joe Jackson (»Steppin’ out«) und Stevie Wonder (»Tuesday Heartbreak«). Die Auswahl mag wie eine kleine Enzyklopädie des Populären erscheinen, die Interpretationen aber sind virtuos und komplex und haben nichts zu tun mit dem gängigen Begriff »Coverversion«. Vor allem Eros Ramazzotti möchte man gönnen, dass er irgendwann und irgendwo eine seiner Kompositionen, gespielt vom Duo Waters/Neff zu hören bekommt. Er hätte seine Freude daran… Melodien, hundertfach im Radio gehört, wie der an sich banale Refrain aus »The Captain
of her heart« vom Zürcher Popduo »Double« aus dem Jahr 1985 überraschen hier mit Witz und Kraft. Und in Stücken wie diesen manifestiert sich auch das Verhältnis der beiden Musiker zueinander. Über alle Genre hinweg zaubernd
und zitierend, gewürzt mit einer gesunden Prise Extrovertiertheit und Euphorie, trabt und galoppiert zuweilen das Pianospiel von Peter Waters davon, um dann vom minimalistisch-lyrischen Trompetenspiel von Michael Neff wieder wie mit einem souveränen Lasso-Wurf eingefangen zu werden. Sanft, aber doch bestimmt.

Thomas Vaterlaus

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Aktualisiert am: Dienstag, 14. November 2006 09:52